Qualität einer Übersetzung

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Qualität einer Übersetzung zu kontrollieren.

  • Rückübersetzung. Hier wird ein aus der Sprache A in die Sprache B übersetzter Text von einem anderer Übersetzer wieder in die  Sprache A übertragen. Anschließend vergleicht man den ursprünglichen und den rückübersetzten A-Text. Sind beide Texte nahezu identisch, gibt es starke Anhaltspunkte dafür, daß die Erstübersetzung von hoher Qualität war. - Allerdings kann auch der zweite Übersetzer bei der Rückübersetzung den ersten Text verbessert haben.

  • Wissensprüfung. Sprecher der Sprache B werden über den Inhalt eines übersetzten Textes befragt (z.B. mit Hilfe eines Fragebogens), Sprecher der Sprache A erhalten die gleichen Fragen bzgl. des Ausgangstextes. Stimmen die Ergebnisse überein, war die Übersetzung offenbar effektiv.

  • Leistungsprüfung. Man läßt Sprecher der Sprache bestimmte Handlungen anhand eines übersetzten Textes (z.B. einer Reparatur- oder Bedienungsanleitung) ausführen; Sprecher der Sprache A verwenden dafür den Originaltext. Die Effektivität der Übersetzung läßt sich anhand der Ergebnisse bestimmen. Dieses Verfahren ist sehr zeitaufwendig und erfordert die Überwachung durch Experten, um eindeutige Ergebnisse zu erzielen.

Hiervon ist die 1. Möglichkeit die einfachste und (auch deshalb) wohl die gebräuchlichste.

Hier einige Beispiele für Rückübersetzungen:

Eine gute Rückübersetzung:

Original:

     Hinter dem Sicherheitsventil auftretende Lecks können die Anzeige niedrigen Öldrucks auslösen.

Rückübersetzung:

     Tritt außen am Druckbegrenzungsventil Öl aus, kann dies die Warnung niedrigen Öldrucks aktivieren

... und eine schlechte:

Original:

     Vorsichtsmaßnahmen bei der Fehlersuche

Rückübersetzung:

     Vorbeugungsmaßnahmen während der Reparatur.

Goethe rückübersetzt

Eines der berühmtesten Gedichte Johann Wolfgang von Goethes ist Wanderers Nachtlied:

Über allen Gipfeln
Ist Ruh´
In allen Wipfeln
Spürest du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur, balde
Ruhest du auch.

Im Jahre 1902 wurde das Gedicht ins Japanische übertragen; 1911 aus dem Japanischen ins Französische und kurz darauf zurück ins Deutsche - in der Annahme, es handele sich um ein japanisches Gedicht. -
Eine Literaturzeitschrift druckte es unter dem Titel "Japanisches Nachtlied" wie folgt ab:

Stille ist im Pavillon aus Jad
Krähen fliegen stumm
Zu beschneiten Kirschbäumen im Mondlicht.
Ich sitze
Und weine.

(Nach D. Matthen-Gohdes, 1982)