Lautveränderungen vom Latein. zum Französ.

Von besonderer Bedeutung bei der Entwicklung einer Sprache sind die Lautveränderungen. Hier die Wichtigsten aus der Entwicklung vom Lateinischen zum Französischen:

1. Unbetonte Vokale sind in der Endsilbe, aber auch im Wortinnern häufig geschwunden

z.B. le fer < ferru(m), nommer < nominare

2. Die Konsonanten (außer l und r) verschwanden bzw. verstummten meistens am Wortende,

z.B. si < sic, quand < quand(o)

3. aber auch häufig im Wortinnern, wobei sich zahlreiche Lautveränderungen ergaben.

z.B. faire < facere (das c), l’envie < invidia (das d), veiller < vigilare (g), la vie < vita (t)

4. Am Wortanfang blieben die meisten Konsonanten erhalten. Eine wichtige Ausnahme bildet c (gesprochen k) vor a

z.B. cher < carus (lieb, teuer), chien < canis, canere < chanter

5. Hier einige typische vokalische Veränderungen im Überblick:

ai < a aimer < amare, faim < fames  
au <al autre < alter  
e < a estimer < aestimare, la mer < mare, la mère < mater  
e < ae/oe prè- < prae-, fédéral < foederalis  
e(s)- < sc/sp/st l’ècole <schola, l’espace < spatium, l’étude < studium  
eu < o l’heure < hora, neuf < novem, neuf < novus  
ie < e bien < bene, le pied < pes, Akk. ped(em)  
it < ct le fait < factum, le fruit < fructus  
o < au l’or < aurum, la chose < causa  
o < u rompre < rumpere, second < secundus  
oi < e le mois < mensis, mouvoir < move-re  
ou < o  nous < nos, mouvoir < move-re (in diesem Wort gab es also 2 Lautveränderungen: ou < o in der 1. Silbe, oi < e in der 2. Silbe)  
œur < or le cœur < cor, les mœurs < mores  

6. Akzente, Betonungen

Die Akzente sind seit der Renaissance (ab etwa 1400 n. Chr.) in Gebrauch. Sie zeigen - im Gegensatz zu vielen anderen Sprachen - keine Betonung an!!!

a. Im Französischen werden die Wortsilben eines Satzes gleich lang ausgesprochen und gleichmäßig betont. Nur die letzte Silbe eines Wortes bzw. einer Wortgruppe erhält eines etwas verstärkte Betonung, verbunden mit einem Tonanstieg.

b. Die Akzente haben vielmehr im wesentlichen folgende Funktion:

  • Der Accent aigu und der Accent grave unterscheiden häufig geschlossenes é und offenes è, z.B. écouter, la mère, zeigen also häufig eine unterschiedliche Aussprache an

  • Der Accent grave dient außerdem dazu, im Schriftbild Verwechselungen zu vermeiden, z.B. wo / ou oder.

  • Der Accent circonflexe zeigt den Ausfall eines s an (z.B. lat. fenestra > frz. fenêtre; lat. bestia > frz. la bête) oder die Kontraktion zweier Vokale (z.B. lat. animus > frz. âme) oder die Länge eines Vokals (z.B. lat. extremus > frz. extrême)
Quelle: Mader, S. 24 f