Sprachfamilien

Gleichwohl gilt die Zugehörigkeit fast sämtlicher Sprachen der Welt zu einer bestimmten Sprachfamilie (von wenigen Ausnahmen, vor allem in den pazifischen Inselwelten, abgesehen) als gesichertes Grundwissen.

Die wichtigste Methode bei der Erforschung und Zuordnung bildet der Vergleich einer Vielzahl von gleichbedeutenden Wörtern der betreffenden Sprachen (sog. Basiswörter), von denen man aus der Erfahrung weiß, daß sie nur äußerst selten aus einer anderen Sprache entlehnt werden.

So kann man beispielweise an den Zahlwörtern der verschiedenen Sprachen sehr gut die Zugehörigkeit zu einer gemeinsamen Sprachfamilie (dem Indoeuropäischen) erkennen: Die enge Verwandtschaft der indoeuropäischen Sprachen wird sofort deutlich.

deutsch gotisch tschech. lateinisch griechisch sanskrit japanisch
einer, eine ains, aina jeden, jedna unus, una heis, mia ekas hitotsu
zwei twai, twos dva, dve duo, duae dyo dva futatsu
drei thries tri tres treis tryas mittsu
vier fidwor cytyri quattuor tettares calvares yottsu
fünf fimf pet quinque pente panca itsutsu
sechs saihs sest sex hex sat muttsu
sieben subun sedm septem hepta sapta nanatsu
acht ahtau osm octo okto asta qattsu
neun niun devet novem ennea nava kokonotsu
zahn taihun deset decem deka dasa to

Die Tabelle zeigt eindrucksvoll, daß Japanisch (die letzte Spalte) nicht dazugehört, obwohl Japan geographisch wesentlich näher an Indien liegt als Indien z.B. zu Frankreich Die geographische Nähe ist also (natürlich) nicht von Bedeutung.

Den letzten - eigentlich nicht mehr nötigen - Beweis einer engen Verwandtschaft (also einer geinsamen Ursprungssprache) liefern die grammatikalischen Ähnlichkeiten (vgl. nachstehende Tabelle)

Diese sind von ganz besonderer Bedeutung, da Wörter durch Sprachkontakt (Handel, Nachbarschaft, Invasion, usw.) eher aus einer anderen Sprache entlehnt werden als die innere Struktur einer Sprache (Grammatik). - Wörter werden im Verhältnis recht schnell entlehnt (mit dem Import einer neuen Ware wird i.d.R. auch ihr Name eingeführt), grammatische Regeln im allgemeinen erst nach vielen Jahrhunderten.

Die nachstehende Tabelle zeigt ganz frappierende grammatikalische Ähnlichkeiten und liefert den letzten Beweis:

 Sanskrit Altgriechisch Lateinisch Altirisch Gotisch
ich trage bhár-ami phér-o fer-o bir-u baír-a
du trägst bhár-asi phér-eis fer-s bir-i baír-is
er trägt bhár-ati phér-ei fer-t ber-id baír-ith
wir tragen bhár-amas phér-omen fer-imus ber-mi baír-am
ihr tragt bhár-atha phér-ete fer-tis ber-the baír-ith
sie tragen bhár-anti phér-ousi fer-unt ber-it baír-and

Andere Sprachfamilien

Neben “unserer” Sprachfamilie gibt es auf der Erde eine Reihe weiterer Sprachfamilien (die indogerm. Sprachfam. ist grau eingezeichnet).

Die Anzahl der Sprachenfamilien und der einzelnen Sprachen ist unüberschaubar, wobei in vielen Fällen nicht einmal festeht, ob verwandte Sprachen nicht etwa nur Dialekte einer einzigen Sprache sein.

Ein auch nur summarischer Überblick ist an dieser Stelle nicht möglich. Es wird hierfür auf die teilweise vorzügliche, gut verständliche Literatur zu diesem Thema verwiesen. - Einige gut erreichbare und überdies relativ preiswerte Werke in deutscher Sprache sind hier aufgeführt.

Es können daher nur einzelne (besonders wichtige oder besonders interessante) Sprachfamilien und Sprachen hier vorgestellt werden:

Uralische Sprachen

Die einzige weitere Sprachfamilie in Europa

Kaukasische Sprachen

Das reinste Babel: 60 Sprachen auf einer Fläche wie Deutschland

Die Altaischen Sprachen

Türkisch, Japanisch und ein wenig koreanisch

Die Sprachen Chinas

Die Sprachen Chinas - Interessant auch wegen ihrer Andersartigkeit

Die Sprachen Afrikas

Das ist Rekord: über 1.300 Sprachen, und nur 4 Sprachfamilien

Die Sprachen Amerikas

Wie haben sich Winnetou’s Apatchen mit den Comantschen und Sioux unterhalten? - Es war jedenfalls schwerer, als es Karl May erzählt.

Isolierte Sprachen

Sprachen ohne Verwandte