Groß- und Kleinschreibung

Während des gesamten Altertums - bis weit ins Mittelalter hinein - verwandte man ausschließlich die oben dargestellten Großbuchstaben, die wir z.B. von römischen Inschriften auf Kirchen, antiken Sehenswürdigkeiten, usw. kennen.

Sämtliche griechischen und römischen Schriftsteller, Kaufleute, Gelehrte, Privatleute, usw. schrieben in Großbuchstaben (sog. Majuskeln), und zwar ohne Zwischenräume zwischen den Wörtern.

Das sah dann etwa so aus:

Römische Capitalis (Capitalis monumentalis), 1. Jh.

 

In Stein gemeisselte römische Grossbuchstabenschrift.
Diese römische Kapitalschrift bildete den
Ausgangspunkt für alle europäischen Schriften.

 

Capitalis rustica, 2. bis 5. Jh.

 

Eine hieraus hervorgegangene römische Buchschrift

 

Auch Akzente und Häkchen (spiritus lenis, spiritus asper) gab es damals übrigens nicht. Erst Jahrhunderte später führten alexandrinische Grammatiker diese Zeichen ein, um die offizielle Aussprache des Griechischen zu sichern.

Es handelt sich um künstliche Hilfen, die anzeigen sollen, wie ein Buchstabe oder ein Wort ausgesprochen wird.

So zeigt z.B. im Altgriechischen ein nach rechts offenes Häkchen über einem am Wortanfang stehenden Vokal an, daß dieser “behaucht” ausgesprochen wird (also ha ... statt a..., Bsp.: “heureka” statt “eureka” - ich habs).

Und die Akzente zeigen z.B. an, welche Silbe eines Wortes betont wird.

Auch in den ältesten Handschriften des (in griechischer Sprache geschriebenen) Neuen Testaments fehlen Akzente, usw. völlig.

Die “kleinen” Buchstaben (a, b, c, d, ...) - sog. Minuskeln - haben sich erst 1.000 Jahre später aus den Großbuchstaben entwickelt. Sie sind sozusagen eine Erfindung des Mittelalters.

Der Wechsel von Groß- und Kleinbuchstaben, so wie wir ihn heute gewohnt sind, taucht erstmalig sogar erst im späteren Mittelalter auf.