Kaukasische Sprachen
Es handelt sich um eine unter geographischen Gesichtspunkten zusammengefasste Gruppe von ungefähr 40 Sprachen, die im Kaukasus gesprochen werden und die nicht zur indogermanischen und nicht zur semitischen Sprachfamilie zählen. Kaukasus
Weil die Unzugänglichkeit des Lebensraums jeden Kontakt untereinander und nach außen erschwerte, haben sich die Sprachen sehr unterschiedlich entwickelt.
Dieses Phänomen findet man auch in Europa und sogar in Deutschschland, wo in abgelegenen Gegenden selbst benachbarte Dörfer stark unterschiedliche Dialekte sprechen und ein Außenstehender Schwierigkeiten hat, die dort gesprochenen Dialekte zu verstehen.
Im Ergebnis gibt es heute im Kaukasus auf einer Fläche, die etwa so groß ist wie die Fläche von Deutschland, etwa 40 Sprachen (!) , die zu drei verschiedenen Familien gehören und nichts miteinander zu tun haben, sowie eine Vielzahl von Dialekten. Die drei Gruppen unterscheiden sich zudem deutlich in ihrer Grammatik und Wortbildung.
Es fehlt den Kaukasussprachen (wichtigste Länder: Georgien, Aserbeidschan, Tschetschenien, Armenien) somit an jeder Gemeinsamkeit. Der Begriff “kauskasische Sprachen” ist eine rein geographische Bezeichnung!
Die Sprachen gehören mit Sicherheit zu den schwierigsten der Welt.
1. Viele der Sprachen weisen unglaublich viele Handlungsarten des Verbs auf . Praktisch alle haben ein außerordentlich reiches Konsonantensystem.So verfügt der abchasische Dialekt Bzyb über 69 Konsonanten, das Ubychische hat sogar über 80 Konsonanten ( ! ), also rund das 4-fache wie das Deutsche.
2. Außerdem zeichnen sich diese Sprachen durch ihre Kombination von Konsonanten, besonders von Kehl- und Zischlauten aus, die für Ungeübte praktisch kaum auszusprechen sind.
3. Hinzu kommt die extrem niedrige Vokalzahl (nur 2 – 3 gegenüber rund 10 im Deutschen, wenn man die Umlaute, Diphtonge und Halbvokale mitrechnet ).
4. Da Vokale beim Sprechen allgemein reduziert werden, besteht die gesprochene Sprache praktisch nur aus Konsonanten. Diese Sprachen wurden daher vielfach sogar als vokallos beschrieben.
5. Alle Kaukaussprachen verfügen über eine äußerst komplexes Fallsystem, nicht zuletzt aufgrund der Fülle von Lokativen, die räumliche Beziehungen ausdrücken (Allein in Tzes gibt es deren 56 !). Die Fälle werden agglutierend gebildet, also durch die Anfügung von Nachsilben. Für jeden Fall steht nun ein Suffix, das die Lage des Bezugspunktes benennt (auf, bei, unter, hinter). Daran kann ein weiteres gehängt werden, das eine Bewegung zum Bezugspunkt X ausdrückt (“zu”, “auf X zu”, “von X weg”). Weitere Suffixe sind möglich. In Tsez lassen sich folgende räumliche Konzepte allein durch Fallmerkmale (also ohne Präpositionen) ausdrücken: “in einem hohlen Gegenstand” (z.B. einem Zimmer), “inmitten einer Menge”, “auf einer horizentalen Oberfläche”, “unter”, “bei, nahe”, “zu”, “von”, “auf (einen fernen Punkt) zu”, “von (einem fernen Punkt) weg” und “durch” !
6. Ein besonderes Kennzeichen des Georgischen und der anderen südkaukasischen Sprachen ist die ungewöhnliche Standardwortstellung. Das Agens (der Handelnde) steht nicht wie bei den weitaus meisten Sprachen im Nominativ (Subjekt), sondern im Ergativ, während das direkte Objekt dagegen im Nominativ steht. Aus diesem Grund nennt man diese Sprachen Ergativsprachen.
Kaum vorstellbar, daß es – außer den Muttersprachlern – Menschen gibt, die eine solche Sprache erlernt haben