Die römische Zeit
Alexander der Große und die Römische Zeit
4. Koine - die „gemeinsame“ (Sprache)
Von den erwähnten Dialekten setzte sich im Laufe der Zeit schließlich das Attische durch. Dies ergab sich zum einen aus der politischen Vorherrschaft Athens ab dem 5. Jahrhundert v. Chr.
Vor allem aber wegen der überragenden kulturellen Bedeutung Athens verdrängte das Attische nach und nach die anderen griechischen Dialekte und wurde zur wichtigsten Literatursprache Griechenlands. Die bedeutendsten Autoren der damaligen Zeit waren Athener bzw. bedienten sich bewußt des attischen Dialekts, weil dieser das bei weitem größte Ansehen genoß.
Sein Einfluß steigerte sich vor allem, als sich die bedeutendsten Persönlichkeiten jener Zeit – die Dramatiker Aischylos, Euripides und Sophokles, die Redner Demosthenes und Platon sowie die Geschichtsschreiber Thukydides und Xenophon – des Attischen bedienten.
Seine endgültige Vormachtstellung erlangte das Attische mit der Eroberung Griechenlands durch Alexander den Großen, der den attischen Dialekt benutzte. Am makedonischen Hof war das Attische schon seit dem 5. Jahrhundert in Gebrauch.
Mit den Eroberungszügen Alexanders des Großen und der Ausdehnung der makedonischen Herrschaft im 4. Jahrhundert v. Chr. erweiterte sich auch das Gebiet der griechisch sprechenden Bevölkerung vom Festland bis hin zu den Ansiedlungen in Kleinasien. Während dieser (der hellenistischen) Periode wurde der attische Dialekt, der sowohl von den Gebildeten als auch den Kaufleuten und vielen Emigranten gesprochen wurde, zur verbreiteten Sprache im gesamten Nahen Osten.
Als sich die Griechen mit anderen Völkern vermischten, war Attisch die Grundlage für eine neue Variante des Griechischen, die Koine. Diese gemeinsame Sprache fand sich schließlich überall, wo die Griechen ihre Spuren hinterließen.
Koine war die Sprache des Hofes, der Literatur und des Handels überall im hellenistischen Reich. In einer vereinfachten Formen wurde es auch zur Sprache des gesamten Volkes. So ist es neue Testament in dieser Variante des Koine geschrieben.
5. Die römische Zeit (Griechisch und Latein zur Zeit des römischen Imperiums)
Griechenland und die hellenistischen Reiche wurden ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. nach und nach von Rom erobert. Etwa um das Jahr 100 n. Chr. befindet sich das römische Imperium auf dem Höhepunkt seiner Ausbreitung und Macht: Roms Herrschaft umfasst nicht nur den gesamten Mittelmeerraum, sie erstreckt sich von England bis zum Euphrat, von der Donau bis zur Sahara
Praktisch im gesamten Imperium setzt sich in der Folgezeit die lateinische Sprache durch, nämlich überall dort, wurde das Lateinische auf Sprachen primitiverer Kulturen trifft (so in Gallien, Britannien, Spanien, Germanien, Afrika, usw.).
Dagegen verläuft die Entwicklung im östlichen Mittelmeerraum völlig anders: die Begegnung des Lateinischen mit dem Griechischen führt zu einem unerwarteten Ergebnis: anders als zum Beispiel in Gallien setzt sich nicht die Sprache der überlegenen Sieger durch. Im Gegenteil - der Kontakt der beiden Reiche führt zu einer Hellenisierung Roms, die die Kultur, die Literatur und die Sprache gleichermaßen betrifft: “Das besiegte Griechenland erobert den wilden Sieger” (“Horaz, Epist. II, 1, 156).
Der Grund lag darin, daß in den östlichen Provinzen die dortige Umgangssprache (das Griechische) in noch höherem Ansehen als das Lateinische stand, so daß es bspw. kein Hindernis für das gesellschaftliche Ansehen oder für eine politische oder militärische Karriere darstellte, wenn jemand “nur” Griechisch sprach. Im Gegenteil !
Das Griechische war zu diesem Zeitpunkt bereits seit Jahrhunderten die Sprache der Gebildeten, der Wissenschaft, der Kultur - und dies auch in Rom.
Der typische Römer sah Rom als ein Volk zäher, disziplinierter, ungebildeter (wenn auch erfolgreicher) Bauern-Soldaten, und bewunderte die Literatur, Sprache und Kultur der Griechen in ihrer jahrhundertelangen Tradition, die schon zu einer Zeit Meisterwerke der Dichtung, Bildhauerei und Architektur hervorgebracht hatte, als Rom noch ein unbedeutendes schmutziges Dorf von “Barbaren” war.
Vor diesem Hintergrund galt es in Rom als ein Zeichen von Reichtum und Bildung, einige griechische Vasen oder Amphoren zu besitzen und wenigstens einige Brocken griechisch zu sprechen.
Besonders hohes gesellschaftliches Ansehen hatte es zur Folge, wenn man sich einen griechischen Sklaven (meist einen Kriegsgefangenen) als Hauslehrer für die Kinder leisten konnte, der diese in der griechischen Sprache und Literatur unterrichtete.
Es handelte sich oft um hochgebildete Menschen, die in aller Regel auch nicht wie Sklaven behandelt wurden, sondern in die Familie aufgenommen und später oft auch freigelassen wurden.
Von dem hohen Ansehen, das die griechische Kultur und Sprache in Rom besaßen, zeugt der Satz von Vegetius, der in seinem Werk über das Kriegswesen (de re militari 1,1) die Gründe für die Größe Roms darlegte (vor allem militärische Disziplin) und hierbei die griechische Überlegenheit in der Kultur mit den Worten anerkannte:
Niemand zweifelte daran, daß wir vor dem Wissen und der Klugheit der Griechen zurücktreten müßten
(Graecorum artibus prudentiaque nos uinci nemo dubitauit) [u = v]
Aus diesem Grund gelang es dem Lateinischen dort nicht, das Griechische zu verdrängen und romanische Sprachen entstehen zu lassen. Griechisch zu sprechen war fast noch wichtiger als das Beherrschen der lateinischen Sprache.